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Behandlung schmerzhafter Gallensteine – Nicht immer muss operiert werden
Studien zufolge haben sechs bis 25 % aller Menschen Gallensteine. Das Risiko steigt mit dem Alter. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Oft verursachen Gallensteine keinerlei Probleme. Treten jedoch schmerzhafte Gallenkoliken auf, erfolgt in vielen Fällen eine operative Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie). Allein in Deutschland werden jedes Jahr rund 190.000 Cholezystektomien durchgeführt. Doch auch mit konservativen Therapien können die Symptome gut kontrolliert werden, sofern keine Komplikationen, wie akute Entzündungen, vorliegen. Prof. Dr. Mike Ralf Langenbach, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeralchirurgie und Koloproktologie im Evangelischen Krankenhaus, hat hierzu jüngst einen Kommentar* zu einer wissenschaftlichen Arbeit verfasst, die in einer der renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften, dem British Medicine Journal (BMJ), veröffentlicht wurde.
„Ob und wann bei Gallenkoliken ohne weitere Komplikationen eine Operation erfolgen sollte, ist eine Grauzone“, so Langenbach, der die Publikation als Co-Autor mit Stefan Sauerland vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen in Köln verfasst hat. „Mittlerweile wird jeder fünfte Patient bereits beim ersten Auftreten einer Gallenkolik operiert.“ Dabei konnte eine aktuelle Studie einer englischen Arbeitsgruppe zeigen, dass sowohl die Schmerzen und Lebensqualität sowie die Komplikationsrate in der Gruppe der Patienten, die operiert wurden, und der, die eine konservative Therapie erhielten, vergleichbar waren. Zu der konservativen Therapie gehören zum Beispiel die Stoßwellentherapie oder medikamentöse Auflösung der Gallensteine.
Generell müsse eine ausführliche Diagnostik erfolgen, um mögliche Abflussstörungen oder Entzündungen der Galle, des Gallenganges oder der Bauchspeicheldrüse auszuschließen, so der Chirurg. Ist dies der Fall, sollten der mögliche Nutzen und die individuellen Risiken der operativen und konservativen Therapie sowie die Präferenz des Patienten berücksichtigt werden, um gemeinsam eine Entscheidung über die weitere Behandlung zu treffen.
Prof. Dr. Langenbach, Facharzt für Chirurgie und Viszeralchirurgie, ist neben seiner klinischen Tätigkeit im Evangelischen Krankenhaus in der Forschung und Lehre an der Universität Witten/Herdecke aktiv und hat zahlreiche wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht.
* Stefan Sauerland, Mike Ralf Langenbach. Managing symptomatic gallstone disease. We must move away from a “one size fits all” approach. BMJ 2023; 383: p2624.